Schleswiger Kaltblut
untrennbar verbunden mit Schleswig-Holstein
Als sich im Jahre 1891 Kaltblutzüchter zusammensetzten und den Verband Schleswiger Pferdezuchtvereine gründeten, formulierten und forderten sie folgendes Zuchtziel: „Ein mittleres, der Scholle angepasstes, futterdankbares Kaltblutpferd mit starken Knochen und viel Bewegung. Ein Pferd mit vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten.“
Eingesetzt wurde das Schleswiger Kaltblut (kurz: der Schleswiger) erfolgreich auf den schweren Böden des Schleswiger Landesteiles, während der Holsteiner als Warmblutpferd die landwirtschaftlichen Arbeiten auf den leichteren Böden im Landesteil Holstein bestens erledigen konnte. Das Holsteiner Warmblut ist mit viel Einsatz kluger, weitsichtiger Züchter zu einem beliebten Sportpferd geworden, welches die Holsteiner Landesfarben weltweit vertritt. Ganz im Gegenteil ist das Schleswiger Kaltblutpferd fast in der Versenkung verschwunden und auf dem unrühmlichen Platz einer höchst gefährdeten Nutztierrasse gelandet.

Zuchthistorie
Mit der fortschreitenden Mechanisierung der Landwirtschaft verlor das Schleswiger Kaltblutpferd seinen Arbeitsplatz und verschwand (fast) vollständig. Von den unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg mehr als 25.000 Stuten und 450 Hengsten fanden sich in den 70er Jahren noch 35 Stuten und 5 Hengste.
Das Überleben dieser wenigen Tiere hat die Familie Isenberg (Gut Kamp, Travenhorst, Kreis Segeberg) gesichert, indem Jürgen Isenberg dafür sorgte, dass das Schleswiger Kaltblutpferd in die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen bei der Gesellschaft…
Schwierige Rahmenbedingungen
Andere Kaltblutrassen, wie das Schwarzwälder Kaltblut oder das Rheinisch-Deutsche Kaltblut, werden züchterisch von Landgestüten betreut, öffentlichkeitswirksam in Hengstparaden und bei großen Schauen vorgestellt und so erfolgreich wieder in das Gedächtnis und die Herzen der Menschen gebracht. In Schleswig-Holstein hingegen liegt die züchterische Arbeit und die Anpaarungsplanung allein in der Entscheidung des einzelnen Züchters, der bisher nur auf prozentuale Inzuchtfaktoren, errechnet aus Abstammungsunterlagen, zurückgreifen kann. So stehen keine Grundlagen, Vorgaben oder Empfehlungen für Anpaarungen zur Verfügung, die den Erhalt der genetischen Vielfalt und damit den grundsätzlichen Erhalt des Schleswiger Kaltblutpferdes wirksam befördern würden.
Die Förderung durch EIP
Im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft für Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft (EIP-Agri) haben wir Fördermittel beantragt und zugesprochen bekommen, um dazu beizutragen, das Schleswiger Kaltblut vor dem Aussterben zu bewahren.
Die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) fördert seit 2014 praxistaugliche Innovationen in zukunftsrelevanten Bereichen der Agrarbranche. Die EU bringt mit dem Bottom-Up-Ansatz frischen Wind ins landwirtschaftliche Innovationsgeschehen mit dem Ziel, Nachhaltigkeit und Effizienz zu steigern und einen besseren Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern.
Keimzellen der innovativen Projektarbeit sind die Operationellen Gruppen (OG).



Die aktuelle Lage
Im Jahr 2024 umfasste der aktive Zuchtpferdebestand 138 eingetragene Zuchtstuten und 15 eingetragene Hengste. Die Stutbuchführung im Ursprungsland Schleswig-Holstein liegt in der Verantwortung des Pferdestammbuches Schleswig-Holstein / Hamburg e.V. (PSB SH). In den vergangenen 10 Jahren wurden jeweils nur 43-59 Fohlen pro Jahr geboren. Neben dem aktuellen Bestand an zuchtaktiven Pferden gibt es allerdings noch eine nicht genau zu beziffernde Anzahl weiterer Schleswiger Kaltblutpferde.
Diese Wallache und Stuten, mit denen nicht gezüchtet wird, befinden sich in den Händen oft sehr engagierter Fahrer oder Reiter und werden auf den autofreien Inseln als Zugtiere eingesetzt, arbeiten im Forst und zeigen auf speziellen Höfen ihre Eignung für landwirtschaftliche Tätigkeiten.
Ziele des Projektes
Das übergeordnete Ziel des geplanten Projektes ist der Erhalt der genetischen Vielfalt innerhalb des Schleswiger Kaltblutes. Um dieses Ziel zu erreichen, soll zunächst die gesamte Population erfasst werden, um ein möglichst umfassendes Bild der Rasse zu erhalten. Die Einzigartigkeit des Projektes liegt dabei in der Kombination verschiedener innovativer Methoden. Dabei wird nicht nur die genetische Vielfalt in der Population benannt…» Mehr erfahren «
Geplante konkrete Ziele
Als Ergebnis und innovative Leistung dieses Projektes sollen zukünftig alle Züchter unkompliziert und jederzeit Zugriff auf wissenschaftlich fundierte Aussagen erhalten. Erstmals hat der Züchter dann die Möglichkeit, eine im Hinblick auf die Erhaltungszucht optimierte Anpaarungs-empfehlung zu bekommen. Über seinen individuellen Online-Zugang beim Zuchtverband (PSB SH) erhält er Auskunft über den Inzuchtgrad…» Mehr erfahren «












